Laßt den Luchs wiederkommen

Einst war der Luchs bei uns heimisch wie Hirsch und Hase. Jetzt soll er wieder angesiedelt werden. Doch die Waidmänner sperren sich. Sie fürchten, daß er ihnen die Rehe abjagt.

"Luchse fressen keine Tannenzapfen", warnen deutsche Jäger, die um ihr Wild fürchten. Denn auch bei uns im Schwarzwald sollen Luchse wieder eingebürgert werden. Der Freiburger Zoologie-Professor Detlef Eisfeld hat mit seinem Team alles Wissen über diese Tiere und ihre Lebensverhältnisse zusammengetragen und hat untersucht, ob im Schwarzwald sinnvoll eine Luchspopulation aufgebaut werden kann.

Er fand ein Areal von 4500 km², das für eine Ansiedlung geeignet ist, weil es fast vollständig bewaldet, von nur wenigen Verkehrsadern durchzogen ist und weil dort genügend Beutetiere leben. Nach Erkenntnissen aus vergleichbaren Gegenden der Schweiz beansprucht jeder Luchs für sich ein weitläufiges Revier von 100 - 150 km². Im Schwarzwald könnten danach rund 40 Luchse Lebensraum finden. Luchse erbeuten hauptsächlich Rehe, jeder schlägt 60 - 70 im Jahr.

Eine Horrorvorstellung für die Jäger, aber ein Wunsch-traum von Naturschützern, die zu große Rehwildbestände beklagen, weil das viele Wild erheblichen Verbiß-Schaden im Wald anrichtet. Zwar würden die Luchse jährlich nur fünf Prozent der Rehpopulation erbeuten, aber die bedrohliche Anwesenheit des Feindes würde natürliche Unruhe unter das Wild bringen. Es würde wieder scheu, zum Ärger der Jäger. Aber Waldschützer hoffen, daß es sich wieder mehr bewegt und weniger in Gruppen die Standorte verbeißt.

Nur jeder vierte Angriff auf ein Reh führt den Luchs zum Erfolg. Wie fast alle Katzen ist er für Hetzjagd nicht geeignet. Was er nach 50 Metern nicht gegriffen hat, ist noch mal davongekommen. Luchse jagen und leben allein. Einzig zur Ranzzeit im Februar und März finden sich Kuder (Männchen) und Katze, die nach zehn Wochen bis zu vier Junge zur Welt bringt.

Die Augen der Luchse sehen so scharf, daß Fernglashersteller neidisch werden : Noch auf 30 Meter Entfernung könnte er Zeitung lesen. Und seine Ohren, mit der typischen Pinselspitze, können beinahe das Gras wachsen hören. So sind die lautlosen Jäger optimal für die Pirsch im Dämmerlicht durch unsere heimischen Wälder gerüstet.

Unter der Bedingung, daß das Schwarzwald-Projekt wissenschaftlich begleitet wird, sperrte sich der baden-württembergische Jagdverband nicht länger dagegen. Am Ende aber lehnten die Jäger das Projekt doch ab. Präsident Alfred Hubertus Neuhaus sieht dennoch eine Alternative: "Es werden wahrscheinlich bald Luchse aus der Schweiz den Rhein durchschwimmen und den Schwarzwald langsam von selbst besiedeln.................."


Also: LAßT DEN LUCHS WIEDERKOMMEN!


Text und Fotos: © 2003 Dieter Höll